Eröffnung der Ausstellung „Alte Schätze neu entdeckt“ in den Räumen des Kulturvereins Münstermaifeld
Diese Ausstellung ist der Beitrag des Kulturvereins zum 700-jährigen Weihejubiläum der ehemaligen Stiftskirche. Bei der Eröffnung am 3.9.2022 konnte der Vorsitzende des Vereins, Dr. Lars Brücher, zahlreiche Besucher und Vertreter der Kooperationspartner begrüßen. Für die Verbandsgemeinde war in Vertretung von Verbandsbürgermeister Maximilian Mumm, der erste Beigeordnete und Landtagsabgeordnete Thorsten Welling gekommen; die Kirchengemeinde Münstermaifeld war durch den stellvertretenden Vorsitzenden des Verwaltungsrates, Kurt Becker, vertreten. Beiden Vertreter dankte Lars Brücher für die gute und pragmatische Zusammenarbeit, wobei er besonders Herrn Mumm für seinen persönlichen Einsatz erwähnte. Er dankte ebenso dem Mitglied und Glasrestaurator Peter Berkenkopf mir Frau Francoise Nodot und dem Metallrestaurator Rolf-Dieter Blumer für ihre ehrenamtliche Unterstützung des Vorhabens. Den Initiatoren und Macher der Ausstellung Dr. Simone Mergen, Arno Willberger und Otto Wölbert dankte Brücher ebenfalls im Namen des Vereins, wie auch den zahlreichen Helfern und nicht zuletzt der Volksbank und der Kreissparkasse für ihre finanzielle Unterstützung. Auch den verschiedenen privaten und staatlichen Leihgeber sprach Dr. Brücher seinen Dank aus.
In seinem Grußwort hob der Landtagsabgeordnete Thorsten Welling das ehrenamtliche Engagement bei der Entstehung der Ausstellung hervor. Das Maifeld und seine Kultur sei weithin bekannt und geachtet. Die ehem. Stiftskirche sei ein weithin sichtbarer Bezugspunkt auf dem gesamten Maifeld. Dies würde in der Ausstellung verdeutlicht.
Die Ausstellungsmacherin Simone Mergen und Otto Wölbert erläuterten schließlich in einem Zwiegespräch die Ideen und die besonderen Höhepunkte der Ausstellung. Zunächst die Glasmalereien von Willy Weyres, die annähernd 50 Jahre das Aussehen der Kirche im Innern bestimmte. Die Besonderheit der Fenster beziehen sich auf die Entstehung – die Fenster sind das Erstlingswerk von Willy Weyres – sowie die Tatsache, dass Weyres sich selbst in einem Portrait verewigen ließ. Die Restaurierung der Kirche in den 1930 ziger Jahre und vor allem die Glasmalerei stellen den Beginn der Karriere von Weyres dem späteren Dombaumeister Köln und Professor an der THW Aachen dar. Als besonders gelungen wurde die Präsentation der ausgewählten Glasfelder empfunden. Diese sehr professionelle Ausführung verdankt der Kulturverein seinem stellvertretenden Vorsitzenden Arno Willberger.
Im Flur und im nächsten Raum der Ausstellung werden erstmalig in Münstermaifeld Fotografien der ehemaligen Messbildanstalt gezeigt. Aufgeteilt in Außen- und Innenaufnahmen zeigen die Bilder dokumentarisch die Kirche in vergangener Zeit. Die größte Anzahl der Bilder wurden 1905 angefertigt und zeigen somit den Zustand nach der Restaurierung durch Vincent Statz. Andere Aufnahmen wurden kurz nach der Restaurierung durch Willy Weyres 1935 gemacht. Bei genauem Betrachten der Bilder erschließen sich dem Betrachter diverse Veränderungen in der Kirche, aber auch im Umfeld des Kirchenbaus. Die äußerst qualitätvollen Messbilder, mit denen mittels Photogrammetrie Pläne erstellt werden konnten, zeigen bis ins kleinste Detail genau den jeweiligen Zustand des Kirchenbaus.
In den Räumen des Archäologischen Museums Münstermaifeld, einem weiteren Ort der Ausstellung werden verschiedene Heiligenskulpturen und Vasa Sacra gezeigt. Die Skulpturen sind teilweise aus der Kirche selbst oder von privaten oder staatlichen Leihgebern. Besonders zu erwähnen ist dabei der erstmalig seit 1895 wieder präsentierten Schlussstein der ehemaligen Peterskirche Münstermaifeld. Dieser wurde vom damaligen Provinzialkonservator für das heutige Landesmuseum Bonn angekauft. Der Schlussstein ist nach heutigen Erkenntnissen das einzige Überbleibsel der Peterskirche. Zudem wird erstmalig eine äußerst beeindruckende Madonna mit Kind (um 1500) mit Resten der originalen Polychromie aus Maifelder Privatbesitz in der Öffentlichkeit gezeigt. Neben den anderen Mariendarstellungen, auch in der Kirche selbst, ein besondere Beleg für die Marienverehrung auf dem Maifeld.
Als letzter und sehr wichtiger Teil der Ausstellung wurde auf die Präsentation in der Heiligtumskammer, auch Schatzkammer bezeichnet, hingewiesen. Neben der berühmten Eucharistischen Taube (13 Jh.) sind dort auch ein Leuchterpaar aus Bronze (12 Jh.) zu sehen, die beide aus Münstermaifeld stammen. Der zweite Leuchter ist heute im Besitz des Wilhelm Hack Museums in Ludwigshafen und wurde von dort für die Dauer der Ausstellung freundlicher Weise ausgeliehen. Im Anschluss an die Einleitungen eröffnete Dr. Lars Brücher die Ausstellung und die Besucher konnten die verschiedenen Ausstellungsräume und Orte erkunden. Der Kulturverein freut sich über den großen Zuspruch und das besondere Interesse der Gäste und Besucher.
Die Ausstellung ist jeden Samstag und Sonntag von 14:00 bis 16:30 geöffnet und dauert bis zum 27.11.2022. Führungen durch die Ausstellung können zudem bei den Stadtführern Münstermaifeld gebucht werden.
EHEM. CHORVERGLASUNG STIFTSKIRCHE ST. MARTIN UND ST. SEVERUS – MÜNSTERMAIFELD
Peter Berkenkopf, Otto Wölbert
Für die Innenrestaurierung der ehemaligen Stiftskirche in Münstermaifeld wurde auf Empfehlung des Provinzialkonservators Graf Metternich der junge Architekt Willy Weyres (1903 – 1989) beauftragt. Willy Weyres hatte erst 1928 sein Architekturstudium beendet und bis dahin verschiedene Tätigkeiten für die staatliche Denkmalpflege ausgeführt. Die Innenrestaurierung der ehem. Stiftskirche war somit seine erste selbstständige Arbeit als Architekt. Im Rahmen dieser Maßnahme hat er die Zutaten des 19. Jahrhunderts entfernt, so auch die Glasmalereien aus den Jahren 1865. Weyres entwarf neue Fenster, die seiner Meinung nach zu dem neuen, modernen Restaurierungsgedanken und einer zeitgemäßen Denkmalpflege passten. Er hatte nämlich nach dem Architekturstudium noch ein Semester Glasmalerei an den Kölner Werkschulen bei Jan Thorn-Prikker absolviert.
Weyres schreibt zu seinen Entwürfen: „Die Fenster des Chores, die im Jahre 1932 nach Entwürfen von W. Weyres erneuert wurden, versuchen den Gedankengang der Enzyklika vom Königtum Christi darzustellen. Im Mittelpunkt steht der Heiland auf der Weltkugel unter der von Engeln gehaltenen dreifachen Krone (I). Im rechten Seitenfenster wird das Reich Christi symbolisiert (sII), im oberen Teil durch die kirchliche Hierarchie, den Papst (Petrus, zugleich Stadtpatron), den Bischof und den Priester (Martinus und Severus, die Patrone der Stiftskirche), im unteren Teil durch Vertreter verschiedener Berufe (Gelehrter, Bauer, Handwerker). Im linken Seitenflügel wird der Friede Christi im Ordensstand (Hl. Benedikt, Franziskus, Vincenz) und in der Familie dargestellt (nII). In den beiden übrigen Fenstern runden die Symbole der Evangelisten gedanklich ab“.1
Die neuen Fenster wurden schließlich von der Firma2 für Glasmalerei3 Atz und Görgens aus Trier4 angefertigt. Weyres selbst hat die ausführende Firma nicht in seiner Publikation vermerkt. Nur dem Bericht des Provinzialkonservators Graf Metternich ist die namentliche Erwähnung der Glaskunstwerkstätte zu entnehmen.
1 Weyres, Willy: Das Münster auf dem Maifeld, S. 62 – 63, Herausgegeben von dem kath. Pfarramt Münstermaifeld 1932, Verlag Fr. Gebhardt, Münstermaifeld
2 Einen ersten Hinweis auf die Hersteller lieferte freundlicher Weise Herr Dornoff, Geschäftsführer der Fa. Binsfeld Trier, In dem erhaltenen Maßbuch wird erwähnt, dass der Auftrag an Atz und Görgens ging.
3 Lin-Pen, Yu: Die Glasmalerei in Trier, 1860-1930, Trier 2007, (die beiden Glasmaler waren davor bei der berühmten Fa. Binsfeld in Trier angestellt und haben 1909 eine eigene Firma gegründet; Atz war ab 1920 alleiniger Geschäftsführer. Die Firma wurde Ende der 40er Jahre aufgelöst. Die Kirche in Münstermaifeld wird in dieser Publikation nicht erwähnt)
4 Wie Anmerkung 2
Die komplette Abschlussdokumentation können Sie hier als PDF-Datei herunterladen.